Linde Waber

Natur“

Malen erlebe ich als Eintauchen in die Natur,
als Eintauchen in das Jetzt, ein Verschmelzen
von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft,
Die großen Formate entstehen im Atelier.
Aber am liebsten male ich im Freien,
sitze in der Natur, fühle mich eins mit ihr,
spüre die verschiedenen Gerüche, die Wärme,
die Kälte, den Wind.
Irgendetwas springt mich an…
die Form eines Blattes
eine Kugeldistel,
eine Schnecke auf einem Gras,
ein Lichtfleck,
ein roter Pfahl,
die Farbe des Geißblattes – ein Bild entsteht.

 

Linde Wabers Blätter sind Landkarten ihres Lebens“ (Rainer Pichler)

Linde Wabers Haus mit dem Garten in Zwettl ist sicherlich der zentrale Punkt auf diesen Landkarten, der Punkt, von dem alles ausgeht, auf den alles hinführt, auch wenn in ihrer Biographie „lebt und arbeitet in Wien, in Zwettl und auf Reisen“ vermerkt ist.

Linde Wabers Blick auf die Waldviertler Landschaft, auf ihren Garten, ist eng mit Erinnerungen, Empfindungen und inneren Vorstellungen verknüpft, was den Bildern einen ganz eigenen Zauber verleiht. Im Zeichnen und Malen hat sie sich den Ort und den Garten ihrer Kindheit neu angeeignet: „eigentlich ist es ja Mutters Garten ... der Garten hat sich kaum verändert, nur ich habe mich verändert“.

Die Künstlerin begnügt sich nicht mit einem Blick auf die Natur, sondern intuitiv erfasst sie, was hinter der äußeren Erscheinungsform liegt. Ihre Bilder haben etwas dynamisches, wild-wucherndes, die Vegetation, emporsprießend, blühend, leuchtend, scheint den vorgegebenen Rahmen des Bildformates beinahe zu sprengen, Himmel ist kaum zu sehen.

In der Eingangshalle zu den Stiegen 3 und 4 des C-Blocks im Wohnpark Alt-Erlaa hängen seit 1988 zwei 6 Meter große Acryl-Leinwandbilder Linde Wabers. Sie ist die einzige Frau unter den 12 im Wohnpark Alt-Erlaa vertreten österreichischen Bildenden Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Zur Person

Linde Waber wurde 1940 in Zwettl, Niederösterreich geboren. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste, Wien, in der Meisterklasse für Graphik bei Prof. Martin und Prof. Melcher. 1964 schloss sie mit dem Diplom „Akademischer Maler und Graphiker“ ab. Studienreisen nach Frankreich, Italien, England, Brasilien, Japan, Afrika und China folgten.

1970 erhielt sie ein Japanstipendium, studierte an der Universität Osaka und arbeitet mehrere Monate im Atelier des Holzschneiders Taisetsu Syoh in Kyoto. Ein zweiter Japanaufenthalt folgte 1972.

1974 und 1977 wurden ihre Kinder Philip und Anna geboren.

Wichtige Aufträge

Linde Waber ist eine vielseitig Künstlerin. Neben Farbholzschnitten, Radierungen und Arbeiten auf Papier beschäftigt sie sich auch mit der Ölmalerei und Glasfenstern. Dementsprechend vielfältig sind auch die ihr übertragenen Aufträge. 1986 stellte sie Farbholzschnitte für den Internationalen 8. Kongress Fibrinolyse in der Hofburg, Wien, mit dem Thema „Kringle, Fibrinolysis“. 1987 schuf sie in der Glaswerkstätte Per Hebsgaard, Kopenhagen, Glasfenster für Dr. W. Streichsbier. 1987/1988 stattete sie den Sitzungsraum der Deutschen Industriebank, Düsseldorf, mit 4 großen Acryl-Leinwandbildern aus. 1988 folgten die beiden Bilder für den Wohnpark Alt-Erlaa (WABER VEGETATIV). 1990 und 1991 entstanden Acryl-Leinwandbilder für die PSK Leasing, Wien und das AKH in Wien (Wettbewerb). Glasfenster für die Evangelische Kirche in Zwettl wurden 1992 in der Glaswerkstätte Schlierbach, Österreich geschaffen. Seit 1996 gibt es von ihr auch in der Universität für Bodenkultur, Wien, ein 3x2m großes Acryl-Leinwandbild. 1998 schuf Linde Waber das Bühnenbild für Nada Nichts von F. Mayröcker im Theater Brett, Wien.

Ausstellungen

Die Liste der Einzelausstellungen und Beteiligungen an Gruppenausstellungen ist nahezu endlos.

Einzelausstellungen gab es unter anderem 1970 und 1972 in der Galerie Heian, Kyoto, Japan. Zum Teil mehrfach Ausstellungen folgten in folgenden Galerien und Museen: Galerie Würthle (Wien, 1975, 1980, 1982, 1985, 1988, 1990), Galerie Welz (Salzburg, 1976, 1978, 1985, 1988, 2001), Nigerian Artists Society (Lagos, Nigeria, 1979), Galerie Seifert-Binder (München, 1980, 1983), Galerie Vita (Bern, Schweiz, 1990, 1993, 1996, 2000), Albertina (Wien, 1985), Kulturhaus Graz (1991), Galerie H. Schneider (Horgen, Schweiz, 1994, 2000), Österr. Nationalbibliothek („Buchbilder 1973-1994“, 1995), Österr. Galerie Belvedere (1997), Kunstuniversität Cluj-Napoca (Stadtlandschaften Wien Paris, 2004).

Linde Wabere beteiligte sich auch an Gruppenausstellungen, Beginnend 1971, in der Akademie der Bildenden Künste, Wien und im Künstlerhaus gemeinsam mit Hap Grieshaper und österreichischen Kollegen, im San Francisco Museum of Modern Art („World Print Competition“, 1977) bis zum Künstlerhaus Wien in Lyon in der Orangerie du Parc de la tete d’or (2002), um nur einige Wenige zu nennen.

Preise und Auszeichnungen

Bereits 1961 erhielt Linde Waber den Oskar Kokoschka-Preis in Salzburg. Es folgten 1970 und 1976 der Österreichische Graphikpreis, Krems, 1974 der Förderpreis des Landes Niederösterreich, 1976 der Theodor Körner Preis, 1978 der Sonderpreis für Ausländer, Tuschmalerei, Metropolitan Museum, Tokio, 1983 die Große Goldene Ehrenmedaille der Gesellschaft Bildender Künstler Österreichs und 2003 der Jurypreis der Egyptian International Print Triennale, Kairo.

Linde Waber arbeitet in einem Atelier im 20. Bezirk in Wien und nimmt regen Anteil am gesellschaftlichen und kulturellen Leben rund um den Gausplatz in der Brigittenau.