Alfred Hrdlička

Zwei monumentale Fresken prägen die Eingangshalle zu den Stiegen 1 und 2 im Block A des Wohnparks Alt-Erlaa. 5 x 11 Meter ist jedes Bild groß.

Die Entstehung

Die Arbeit daran begann am 8. September 1976. Nachdem die Baufirma die Ziegelwand errichtet und die unteren Putz- sowie die Malschicht aufgetragen hatte, begann die Arbeit. Die Fresken sind praktisch in einem Zug erstanden, vollendet wurden sie am 7. Jänner 1977.

Eine künstlerische Pause gab es nur zu Beginn des zweiten Freskos, es sollte als Gegenstück zum Fernseher das Nachrichtenmedium Zeitung gestaltet werden. Hrdlička entfernte die begonnen Arbeit. Das Erlebnis der riesigen Baustelle Wohnpark war zu stark. Einblicke in die Innereien des Hauses wurden umgesetzt.

Die Arbeiten entstanden praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mit Ausnahme der großen Hand, die den Fernseher einstellt, sie sollte durchgepaust werden, wurden keinerlei Hilfsmittel, wie Projektor oder Schablone verwendet. Dabei stellte sich heraus, dass die im Atelier entstandene Vorzeichnung der Hand unbrauchbar war. Monumentalität hat ihre eigenen Gesetze. „Nur mit Mühe habe ich die Hand wieder hingekriegt“ stellte Hrdlička rückblickend fest. Die klassische Freskotechnik der Frührenaissance, das heißt die direkte Vorzeichnung auf die vorletzte Mörtelschicht, war daher die Arbeitsweise der Wahl.

Hrdličkas Standpunkt

Zu den Bildern gab Hrdlička im Februar 1977 folgende Erklärung:

Ich habe freiwillig und sehr gern die Fresken gemalt, Kunst für die Öffentlichkeit sollte kein leerer Wahn sein. Mit ministeriellen Meinungsforscherberichten ist nichts getan, denn wenn man frägt, wer Kultur will, wird man immer die Antwort bekommen: „Ka Mensch!“ Mit der Frage, ob die Bewohner an meinen Fresken große Freude haben werden, kann ich mich nicht herumschlagen. Ich habe versucht, mich mit „ihrer Welt“ auseinanderzusetzen, wie sie es deuten werden, ist nicht meine Sache. Ich hoffe nur, dass sie die Arbeit einigermaßen respektieren und von handgreiflicher Kritik absehen werden. „Auf ihre Kosten“ ist das Ganze nicht erstanden, womit ich mich nicht als Kulturspender aufspielen will. Kultur ist gesellschaftliche Konfrontation, und dazu sollen die Fresken anregen. Erstaunlich genug, dass die GESIBA dieses Experiment wagte. Dafür habe ich trotz aller zur Schau gestellten Selbstlosigkeit zu danken. Vielleicht gibt es sogar ein fresco buono da capo!

Zur Person

Alfred Hrdlička wird am 27. Februar 1928 in Wien geboren. In den Jahren 1946-1952 studiert er an der Akademie der bildenden Künste Malerei bei Josef Dobrowsky und Albert Paris Gütersloh, um anschließend mit Diplom als akademischer Maler bis in die Bildhauerklasse von Fritz Wotruba einzutreten. 1957 erwirbt er auch als Bildhauer akademische Ehren. Hrdličkas erste Ausstellung "Skulptur, Malerei und Graphik" findet 1960 in der mittlerweile abgerissenen Zedlitzhalle in Wien gemeinsam mit Fritz Martinz statt. Bereits vier Jahre später nimmt er gemeinsam mit Herbert Boeckl als Vertreter Österreichs an der 32. Biennale in Venedig teil. Seither sind Hrdličkas Werke, die eine der bedeutendsten künstlerischen Positionen Österreichs bilden, in zahlreichen, internationalen Ausstellungen zu sehen. Im Jahre 1969 wird in der Albertina, Wien eine umfassende Ausstellung seines grafischen Werkes, 1985 eine Retrospektive an der Akademie der Künste im damaligen Ost-Berlin gezeigt. Berufen wird der vielseitige Künstler Anfang der 70er Jahre an die Akademie der bildenden Künste, Stuttgart und an die Staatliche Hochschule für bildende Kunst, Hamburg. 1986 folgt eine Berufung an die Hochschule der Künste, West-Berlin. 1968 wird Hrdlička erstmals mit der Welt psychisch Kranker konfrontiert. Die menschliche Figur, gefährdet durch Bedrohung, Angst, Schmerz, Leid und psychische Grenzsituationen behandelt er seither in seinen Werken, die er selbst als politische Agitation begreift. Konsequent hält er in seinen Skulpturen, Gemälden und Grafiken an einem figurativ-expressiven Stil fest und wendet sich bewusst ab von jeglicher ungegenständlichen Bildsprache. Mit dem Gedanken an Krieg und Gewalt setzt sich Alfred Hrdlička unter anderem im Hamburger Gegendenkmal und im Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Albertina-Platz in Wien auseinander, das 1988 enthüllt wird.